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Musikalischer Aufstieg ins Himmelreich

Spezialeffekte und Uraufführung krönen das 8.Jahreskonzert des Modernen Blasorchesters Kurpfalz-Oppau

Das Moderne Blasorchester Kurpfalz-Oppau (MBO) spielte unter der Leitung von Dirigent Dominique Civilotti große Werke der sinfonischen Blasmusik am achten Jahreskonzert unter dem Motto „Aus der Unterwelt ins Himmelreich“ (Bildrechte: MBO)
Das Moderne Blasorchester Kurpfalz-Oppau (MBO) spielte unter der Leitung von Dirigent Dominique Civilotti große Werke der sinfonischen Blasmusik am achten Jahreskonzert unter dem Motto „Aus der Unterwelt ins Himmelreich“ (Bildrechte: MBO)

Am 15.06.2019 gab das Moderne Blasorchester Kurpfalz-Oppau (MBO) sein achtes Jahreskonzert im Bürgerhaus Oppau. Dirigent Dominique Civilotti stellte den Abend unter das Motto „Aus der Unterwelt ins Himmelreich“. Über 350 Zuhörer verfolgten gebannt die musikalische Darbietung des Orchesters, das sich vor acht Jahren aus dem Spielmannszug entwickelt hat.

Pünktlich um 18 Uhr nahmen die fünfzig Laienmusiker auf der Bühne Platz und eröffneten das Konzert mit Jaques Offenbachs Ouvertüre aus „Orpheus in der Unterwelt“. Das temporeiche Stück bestach besonders durch hervorragend interpretierte Klarinetten-Kadenzen.

Danach begrüßte Maren Berger, erste Vorsitzende des MBO, die Gäste im gut besetzten Saal des Bürgerhauses Oppau. Anschließend moderierte Dirigent Civilotti die folgenden Musikstücke an, mit interessanten Fakten und Anekdoten. Zur „First Suite“ von Gustav Holst erklärte er, dass dieses Werk die sinfonische Blasmusik endlich aus der „Unterwelt“ in eine eigenständig ernstzunehmende Orchersterform erhob. Im ersten Satz setzten die Tuben butterweich ein und das romantisch schwelgende Thema zog sich nach und nach durch alle Register. Der flotte zweite Satz leitete beschwingt in den dritten Satz in ein fulminantes Ende. Mit der Alpina Saga von Thomas Doss zeigte das MBO sein elegantes Zusammenspiel zwischen Solisten an Flügelhorn, Waldhorn und Flöte mit dem gesamten Orchester. Auch die sechs Schlagwerker durften brillieren und den musikalisch dargestellten alpinen Sonnenaufgang mit flirrenden Weingläsern und Paukenwirbeln darstellen. 

Musiker des MBO bedanken sich beim Mannheimer Komponisten Kim-Dirk Linsenmeier (2. v.r.) und ihrem Dirigenten  (2.v.l). Die Kreativität der beiden hat die Uraufführung des Werkes „Aus der Unterwelt ins Himmelreich“ erst möglich gemacht (Bildrechte: MBO)
Musiker des MBO bedanken sich beim Mannheimer Komponisten Kim-Dirk Linsenmeier (2. v.r.) und ihrem Dirigenten (2.v.l). Die Kreativität der beiden hat die Uraufführung des Werkes „Aus der Unterwelt ins Himmelreich“ erst möglich gemacht (Bildrechte: MBO)

In der zweiten Hälfte lief das MBO zur Höchstform auf. Die Uraufführung des Stückes „Aus der Unterwelt ins Himmelreich“ des Mannheimer Komponisten Kim-Dirk Linsenmeier wurde von Publikum und Musikern gleichermaßen gefeiert. Das Werk wurde dem MBO durch Linsenmeier auf den Leib geschrieben, zudem unterstützte der Komponist das Posaunenregister bei seiner eigenen Uraufführung. Zur musikalische Entwicklung des uraufgeführten Werkes erzählte Dirigent Civilotti, wie sich sein Musikkollege Linsenmeier durch das Konzertmotto, aber auch durch englische Vorbilder wie den zuvor gespielten Holst inspirieren ließ.

Dem Duo Infernale aus Dirigent und Komponisten wurde im Anschluss auf der Bühne ausgiebig gedankt, vor allem für das gegenseitige Vertrauen zwischen Dirigenten und Orchester, sowie das Geschenk der Uraufführung an das Orchester. Civilotti wiederum bedankte sich bei seinen Musikern für den außergewöhnlichen musikalische Geist und den großartigen Zusammenhalt. Diese zwischenmenschliche Stimmung macht das Orchester wirklich besonders.

Das Publikum sah es genauso und spendete begeistert Beifall. Nun trat das MBO seinen Kraftakt an, denn das letzte Stück im Programm - Robert W. Smiths „Divine Comedy“ - hatte es nochmal in sich: Vier Sätze mit einer Gesamtspielzeit von dreißig Minuten verlangten von den Musikern volle Konzentration und Hingabe. Spezialeffekte wie leidendes Jammern, sakrale Gesänge oder höllisches Kettenrasseln erzeugten eine mystische Atmosphäre. Anspruchsvolle Solo-Stellen, in Blech und Holz emotional vorgetragen, taten ihr Übriges für den Gänsehauteffekt. Das Publikum fieberte konzentriert dem Aufstieg ins Paradies entgegen und entlud seine Begeisterung in tosendem Applaus.

Als Zugabe gab das MBO dann noch einmal den Can-Can des Eröffnungsstückes in einem rasenden Tempo; auch das Publikum raste und gab dem Orchester stehende Ovationen.

Ein gelungener, anspruchsvoller Abend, der die erstaunliche Entwicklung des MBOs zeigt. Vor acht Jahren übernahm Dirigent Civilotti neun Musikumsteiger aus dem Spielmannszug, der unter seiner Leitung zu einem hochmotivierten, hörenswerten Blasorchester herangewachsen ist.

„Wir haben schon viele gute Konzerte gespielt, aber das hier war einfach überirdisch!“ konnte man anschließend von den Musikern hören. Auch die Meinung der Zuhörer war eindeutig: „Das war einfach beeindruckend. Weiter so!“

Text: Kerstin Appenzeller