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Probewochenende mit Eisenketten und klingenden Gläsern

Probewochenende des Modernen Blasorchesters Oppau (MBO) im Jugendhaus St. Christophorus, Bad Dürkheim

Da das Orchester inzwischen gewachsen ist, war der große Saal des Jugendhauses mit den Musikern und dem Instrumentarium gut ausgefüllt (Bildrechte: MBO)
Da das Orchester inzwischen gewachsen ist, war der große Saal des Jugendhauses mit den Musikern und dem Instrumentarium gut ausgefüllt (Bildrechte: MBO)

Mit anspruchsvoller Musik, flinken Fingern und geselligem Beisammensein – so verbrachte das MBO das diesjährige Orchesterwochenende, das traditionell an Pfingsten stattfindet, und dem Programm des Jahreskonzertes „Aus der Unterwelt ins Himmelreich“ den letzten Feinschliff verlieh. 

 

Die anderen Gäste staunten nicht schlecht – 50 Musiker bezogen für 4 Tage den großen Saal des Jugendhauses, um sich in vielen Übungsstunden optimal auf das bevorstehende Jahreskonzert vorzubereiten. Neben Tuttiproben fanden auch dieses Jahr wieder zahlreiche Register- und Satzproben statt, in denen besonders schwierige Passagen, schnelle Läufe und komplizierte Einsätze in Angriff genommen wurden.

Diese Gläser wurden nicht zum Trinken, sondern als Instrumente eingesetzt. Von den Schlagwerkern in Schwingung versetzt, erzeugten sie sphärische Klänge für das Stück „Alpina Saga“ (Bildrechte: Köstlmaier)
Diese Gläser wurden nicht zum Trinken, sondern als Instrumente eingesetzt. Von den Schlagwerkern in Schwingung versetzt, erzeugten sie sphärische Klänge für das Stück „Alpina Saga“ (Bildrechte: Köstlmaier)

Dies war besonders hilfreich für das Hauptwerk des Konzertes – die „Divine Comedy“ von Robert W. Smith, ein aus 4 Akten bestehendes Opus, das den Zuhörer durch alle Passagen von Dantes Göttlicher Komödie begleitet. In Hölle (Inferno) und Fegefeuer (Purgatorio) jammern lodernde Seelen um Erlösung, krachen Eisenketten schallend zu Boden und stampfen schmerzende Füße im Gleichschritt durch die in Flammen stehende Welt. All dies durch Musiker, Schlagwerk und sonstiges (Baumarkt-) Equipment effektvoll in Szene zu setzen, erforderte einige Übungsarbeit und zusätzliche Gesangsstunden (vor allem der rammsteinartige Sprechgesang: „Gloria, in Excelsis Deo!“ führte zu Gelächter und ungläubigen Gesichtern, bis er seinen infernalen Charakter voll entfalten konnte). Der Zuhörer erlebt anschließend die Auferstehung (Ascension), während derer ein (fast) engelsgleicher „Halleluja“-Gesang Dante ins Paradies begleitet (und ja: der Gesang für diese beiden Akte erforderte mindestens genauso viel Übung wie das infernale Gloria, und nein: wir sind sicherlich keine professionellen Sänger).  

Gute Laune herrschte auch in den Pausen, welche die Musiker zur Stärkung und zum Austausch nutzten, denn: nach der Probe ist vor der Probe! (Bildrechte: Köstlmaier)
Gute Laune herrschte auch in den Pausen, welche die Musiker zur Stärkung und zum Austausch nutzten, denn: nach der Probe ist vor der Probe! (Bildrechte: Köstlmaier)

Auch wenn die Probetage lang und anstrengend waren (Samstag und Sonntag wurde von 9 Uhr morgens bis 9 Uhr abends geprobt), fand natürlich auch die ein oder andere Pfälzer Schorle und Hopfenkaltschale den Weg durch die Kehlen der Musiker. Dank der wirklich sehr leckeren und regionalen Küche blieben alle Musiker trotz langer Tage und Nächte bei Kräften und die Atmosphäre war durchgehend entspannt und ausgelassen. Besonders genossen wir natürlich die Pausen, während derer wir Gelegenheit zu einem Käffchen und einem Plausch in der Sonne hatten oder bei Rasenschach und Spaziergängen durch den Pfälzer Wald die verspannten Muskeln lockern konnten.

So sieht die Perspektive des Musikers aus: ein Auge in den Noten, das andere natürlich beim Dirigenten :-) (Bildrechte: MBO)
So sieht die Perspektive des Musikers aus: ein Auge in den Noten, das andere natürlich beim Dirigenten :-) (Bildrechte: MBO)

Insgesamt war das Probewochenende eine sehr intensive Erfahrung für alle Musiker. Muskelkater in den Fingern, geschwollene Lippen und verkrampfte Schultern - trotz allem stellte sich nach dem ersten kompletten Durchlauf des Konzertprogramms am Montag ein wahnsinnig tolles Gefühl ein: „Wir haben es geschafft, es hört sich bombastisch an und es wird ein großartiges Konzert.“ Dieses Momentum konnten wir alle zusammen als Gemeinschaft ins Jahreskonzert tragen und mit dem Applaus des Publikums die Früchte unserer Arbeit ernten – auf ein Neues in 2020!  

 

Text: Christina Johann