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Möge die Straße uns zusammenführen

Ein Orchestermitglied des Modernen Blasorchesters Oppau als Teilnehmer bei Musiker*innen für Deutschland (Bildrechte: MBO)
Ein Orchestermitglied des Modernen Blasorchesters Oppau als Teilnehmer bei Musiker*innen für Deutschland (Bildrechte: MBO)

Fensterkonzerte - Musiker*innen für Deutschland

 

Der bundesweiten Aktion „Musiker-*innen für Deutschland“ am 22. März schlossen sich kurzfristig viele Musikvereine und Musiker an. Selbstverständlich haben auch wir vom MBO an diesem Sonntag um 18 Uhr unsere Fenster und Türen aufgemacht und zu Hause gespielt. Entsprechend des Aufrufs begannen wir mit „Ode an die Freude“. Anzahl und Auswahl der weiteren Lieder war der momentanen Stimmung eines jeden Einzelnen überlassen.

 

In unserer Straße haben meine Mitspielerin (Querflöte) und ich (Tenor-Saxofon) in gut 100 m Entfernung per Blickkontakt „Ode an die Freude“ angestimmt. Bereits nach wenigen Takten öffneten sich Fenster, Balkon- und Haustüren. Einige wagten sich auf der Straße ein wenig näher an die Musiker heran. Wir setzten dann mit Dietrich Bonhoeffer‘s „Von guten Mächten“ fort. Da dieses Lied zum festen Repertoire unserer dörflichen Kirchengemeinden gehört, verbreitete das textsichere Mitsingen ein schönes Gefühl der Zusammengehörigkeit. Abgeschlossen haben wir die musikalische Einlage mit dem Wiegenlied von Johannes Brahms „Guten Abend, gut‘ Nacht“.

 

Wir verabschiedeten uns, mit der herzlichen Bitte unserer Nachbarn, diesen schönen Moment doch am kommenden Sonntag zu wiederholen. Ein schöneres Feedback kann man Musiker*innen wohl nicht machen. Somit war klar: Wir machen das noch mal.

 

Am darauf folgenden Sonntag war gleich ein Unterschied spürbar: Punkt 18:00 Uhr öffneten sich Fenster und Türen bereits vor dem Auftakt. Wir wurden tatsächlich erwartet. So starteten wir wieder mit den beiden ersten Liedern wie zuvor, gefolgt von „Durch die schweren Zeiten“ von Udo Lindenberg und „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens. Da man nicht erwarten kann, dass die Texte dieser Lieder jedermann geläufig sind, haben wir Liedblätter ausgeteilt. Diesen Tages wollten wir mit dem Volkslied „Ade zur guten Nacht“ abschließen. Zu unserer Überraschung wurde als Zugabe das Gute-Nacht-Lied von Johannes Brahms gewünscht. Dieser Bitte kamen wir sehr gerne nach.

 

Auch dieses Mal kam der Wunsch auf, doch bitte am kommenden Sonntag wieder einen kleinen musikalischen Moment zu gestalten. Und da man gerade so gut in Stimmung war, wurde zudem das irische Segenslied „Möge die Straße uns zusammen führen“ von einer Nachbarin gewünscht. Somit war klar: Es geht musikalisch weiter. Und nicht nur das; der Idee den musikalischen Sonntagnachmittag mit einem Gläschen Sekt/Secco zu feiern wurde spontan applaudiert.

 

Als weitere Songs nahmen wir „Horizont“ von Udo Lindenberg, „Dat du min Leewste büst“ in der Version von Hannes Wader und Konstantin Wecker, „Wooden Heart“ von Elvis Presley und das stimmungsvolle „Pfalzlied“ der Anonymen Giddarischde mit ins Programm auf. Damit sowohl Gesang als auch Begleitung ordentlich an Volumen gewinnen, nahmen wir einen Cube Street (kleiner batteriebetriebener Verstärker) hinzu. 

 

Plötzlich hatten wir schon etwas von einer Straßenmusiker-Besetzung. Damit nicht genug, für einige Stücke, z.B. die Gute-Nacht Lieder, klingt ein Flöten-Klarinetten Duett für mich passender als ein Flöten-Sax Duett. Also war die Klarinette ab jetzt mit von der Partie.

 

Diese Formation wurde mit ordentlichem Applaus honoriert. Zufällig vorbei kommende Spaziergänger blieben stehen und fügten sich - mit entsprechendem Abstand - in das Geschehen ein.

 

Der nächste Sonntag hatte für alle eine schöne Überraschung parat. Einer unserer Nachbarjungs hatte just seinen 3. Geburtstag. Ein großer Luftballon in Form einer 3 schwebte am Fenster. Zur Feier des Tages sangen und spielten wir (fast aus dem Stand) „Wie schön, dass Du geboren bist“ von Rolf Zuckowski. Gut, dass wir zuvor die Idee mit dem Sekt hatten. Übrigens, aus bekannten Gründen versorgte sich jede Familie selbstverständlich mit eigenen Getränken und Gläsern. Auch erfolgte das Anstoßen analog mit Luftküsschen.

 

An Muttertag, am 10. Mai 2020, widmeten wir das Lied „Wenn sie tanzt“ von Max Giesinger den Müttern unserer Straße. Darüber hinaus war ein weiteres Ereignis zu feiern: Mit dem Lied „Sei behütet auf Deinen Wegen“ von Clemens Bittlinger, begrüßten wir einen neuen Erdenbürger in unserer Nachbarschaft.

 

In diesem Zusammenhang und der Tatsache, dass derzeit recht viele Kinder die Nachbarschaft auf Trab halten, kam der Gedanke auf, doch ein paar Kinderlieder in unser Repertoire aufzunehmen. Auf jeden Fall sollten die Lieder „Vergiss es nie“ von Jürgen Wert und „Auf der Mauer, auf der Lauer“ dabei sein. Also werden wir kurzerhand noch ein kleines Liedheft mit netten Kinderliedern bereitstellen.

 

Text: Georg Kolle-Görgen